Geschichte des Vereins von 1951 bis 1985

Ein Zelt ist, zumal für ein Chorkonzert, kein geeigneter Ersatz für einen Saal. Da aber in Hamm-Norden kein Saal zur Verfügung stand, entschloss man sich 1954, ein Konzert im Kurhaussaal zu veranstalten. Dieses erste Konzert im Kurhaus fand großen Anklang bei der Bevölkerung. Die Eintrittskarten hierfür waren bereits vor dem Konzert ausverkauft und der Kurhaussaal beim Konzert selbst bis auf den letzten Platz besetzt. Dieser Erfolg gab den Anlass dazu, nunmehr alljährlich im großen Kurhaussaal ein Konzert zu veranstalten. Dass diese Konzerte in weiten Kreisen der Bevölkerung großen Anklang gefunden hatten, beweist die Tatsache, dass der große Kurhaussaal fast immer voll besetzt war.

Im Jahre 1955 konnte sich der Verein ein eigenes Klavier anschaffen. Als im Jahre 1957 der Verein den Betrieb einer hiesigen Brauerei besichtigte, traf man dort den Männergesangverein Iburg 1891, der ebenfalls zu einer Besichtigung der Brauerei nach Hamm gekommen war. Die beim Gesang dort geschlossene Freundschaft hat schon gute Früchte getragen, denn schon im Sommer des Jahres 1958 war der Verein Gast bei den Sängern in Iburg, um mit ihnen ein gemeinschaftliches Konzert zu veranstalten. Der Chor aus Iburg nahm daraufhin eine Einladung nach Hamm gerne an und wirkte bei unserem Konzert am 4. Oktober 1959 erfolgreich mit. Die Sänger aus Iburg hatten sich auch gern bereiterklärt, bei unserem Festkonzert am 6. September 1964 anlässlich des 75jährigen Vereinsbestehens mitzuwirken.

Zur Eröffnung der Feierlichkeiten zum 75jährigen Bestehen des Vereins fand am 6. September 1964 im großen Kurhaussaal ein Festkonzert statt. Mitwirkende waren der Männergesangverein Iburg, der Opernsänger Bodo Müller-Grosse von den Städt. Bühnen Osnabrück und das Orchester Heinrich Robert. Das Konzert war sehr gut besucht, und die Darbietungen fanden großen Anklang bei den Zuhörern. Dieses wurde durch die positiven Kritiken der Tageszeitung bestätigt. Die eigentliche Jubiläumsfeier war am 13. September 1964 im Ballsaal des Kurhauses. An der Feier nahmen teil der Oberbürgermeister Werner Figgen, der Vorsitzende des Sängerbundes Nordrhein-Westfalen, Erich Schuhmacher, und der Vorsitzende des Sängerkreises Hamm, Konrad Althaus. Mit eindrucksvollen Festansprachen wurden die besonderen Leistungen des Vereins gewürdigt. Abgerundet wurde diese schöne Feier durch Liedvorträge folgender Gesangvereine: MGV Hamm-Nordenfeldmark, Quartettverein Liedertafel 1845, MGV Arion, Volkschor Bockum-Hövel, Männergemeinschaft 1873 Sängerlust, MGV Werries und dem MGV Ostwennemar. Für die zu einer gelungenen Feier dazugehörige Stimmung sorgte der anschließende Sängerball.

Zum Abschluss der Jubiläumsfeierlichkeiten wurden am 26. September im Vereinslokal Dieckmann der 1. Vorsitzende Heinrich Lange und der Sangesbruder Willi Lange für 40jährige Sängertätigkeit mit der Ehrennadel des Sängerbundes ausgezeichnet. Für 40jährige Vereinszugehörigkeit wurde den Sangesfreunden Ferdinand Schade und Theodor Pälmke die goldene Vereinsnadel überreicht. Der Chorleiter, Herr Mühlenschulte, bekam für 25jährige Dirigententätigkeit die Ehrennadel und Urkunde des Sängerbundes.

Die folgenden 25 Jahre brachten dem Verein viele Höhepunkte, die im Rückblick dazu berechtigen, eine stolze Bilanz zu ziehen. Es würde zuviel, alle Konzerte und gesanglichen Veranstaltungen des Chores einzeln aufzuzählen, beschränken wir uns darum auf eine grobe Zusammenfassung.

In jedem Jahr wurde ein größeres Konzert veranstaltet. Außer diesen, meist im Frühjahr oder Herbst durchgeführten Konzerten, wurde fast jährlich ein Advents- bzw. Weihnachtskonzert gegeben. Der Erfolg unserer Aufführungen war an der stets großen Zuhörerresonanz festzustellen. Je nach Art der Konzerte wirkten das Akkordeonorchester Bockum-Hövel, die Mandolinenorchester Herringen und Bockum-Hövel, der Jagdbläserchor und der Posaunenchor der Johannes-Gemeinde mit. Die Advents- und Weihnachtskonzerte der letzten 8 Jahre wurden in wechselseitiger Zusammenarbeit mit den von unserem jetzigen Chorleiter, Michael Tegethoff, betreuten Chöre aus Welver, Werne, Lipperode, Lipperbruch und Overhagen gestaltet. Außerdem beteiligte sich der Chor des öfteren an der Gestaltung der Messen in verschiedenen Kirchen, auch in der Barbara-Klinik und an Freundschaftssingen bei anderen Chören. In der Justizvollzugsanstalt wurden einige Konzerte mit dem Akkordeonorchester Bockum-Hövel gegeben. Um älteren und kranken Menschen eine kleine Freude zu bereiten, hatten wir in diesem Zeitraum zahlreiche Auftritte in Altenheimen und Krankenhäusern. Bei Konzert-Veranstaltungen des Sängerkreises hat der Chor oft mitgewirkt. Auch bei Bezirksfesten, beim Neujahrsempfang unseres Stadtteils und zur Landesgartenschau gaben wir einige Liedvorträge. Am Tag des Liedes leisteten wir auch stets unseren Beitrag. 
Mit dieser Bilanz kann der Verein mehr als zufrieden sein, denn fünf bis acht Auftritte jährlich, außer den zwei größeren Konzerten, waren die Regel; im Jahr 1981 trat der Verein sogar 15 mal an die Öffentlichkeit. Das Weihnachtskonzert in der Kirchengemeinde Herz Jesu wurde auf Schallplatte aufgenommen. Außerdem beteiligte sich der Chor an einer Schallplattenaufnahme von mehreren Gesangvereinen und Instrumentalgruppen in der Sachsenhalle, die von der Stadt Hamm organisiert wurde.

Eine Veranstaltung sollte besonders hervorgehoben werden. Im Jahr 1974 wurde im großen Saal des Kurhauses unter der Trägerschaft der Stadt Hamm gemeinsam mit dem Akkordeonorchester Bockum-Hövel ein Unterhaltungsabend gestaltet. Der Erlös kam der ”Aktion Sorgenkind” zugute. Nicht nur dieser Fall zeigt, dass die Sängerinnen und Sänger des Chores nicht nur den Frohsinn lieben, sondern dass sie auch Verständnis für die Sorgen und Nöte der Mitmenschen aufbringen. So wurden von dem Verein und von den Angehörigen des Chores für die ”Welthungerhilfe”, aber auch für die Lebenshilfe in unserer Stadt, Spenden in ansehnlicher Höhe erbracht.

Mit ein bisschen Stolz kann man auch von der Polenfahrt berichten. In diesem Fall ist die besondere Aktivität des damaligen 1. Vorsitzenden, Rudolf Gassmann, hervorzuheben. 
Die Idee wurde geboren, als unsere 1. Schriftführerin, Agnes Weimann, die Schwiegereltern in Oberschlesien, im ehemaligen Gleiwitz, besuchte und nach ihrer Rückkehr von den schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen der Bevölkerung berichtete. Der Verein fasste sofort den Entschluss zu helfen und bat in der Tageszeitung um Spenden. Die Vereine, politische Parteien und die Kirchengemeinden in unserem Stadtteil wurden persönlich angesprochen. Es war eine Freude zu sehen, mit welcher Begeisterung sich alle Mitglieder des Chores an dieser Aktion mit Spenden beteiligten und mit welchem Eifer die Sangesschwestern Geschenkpakete schnürten. Erfreulich war auch das Ergebnis, denn außer den Sachspenden (Lebens- und Reinigungsmittel sowie Medikamente) waren noch 3000,- DM auf dem Spendenkonto eingegangen. Insgesamt hatten die Spenden einen geschätzten Wert von etwa 15.000,- DM. 
Nicht vergessen sei der große Einsatz und die Spendenfreudigkeit der Klasse 8 b von der Peter-Petersen-Hauptschule in Wiescherhöfen unter ihrem Lehrer Dieter Brauer, einem Schwiegersohn unseres verstorbenen Ehrenchorleiters Adolf Mühlenschulte. 
Für die Fahrt wurde vom Verein ein LKW geliehen. Am 30. März 1982 traten Rudolf Gassmann und der 2. Vorsitzende, Josef Ringelkamp, mit dem leicht überladenen L KW die Fahrt nach Polen an. Beide nahmen gern die Strapazen auf sich und opferten dafür auch noch einen Teil ihres Jahresurlaubes. Nach 16 Stunden über zum Teil sehr schlechte Straßen und nach 8 Kontrollen durch Militär- und Zivilstreifen erreichte man den Zielort Laband bei Gleiwitz. Der Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Marien, Ernst Janaszka, nahm die Spenden mit großer Freude entgegen. Erfreut waren auch die Kinder, die nach der Sonntagsmesse je eine Tafel Schokolade von unseren zwei Fernfahrern bekamen. An unserer 94 Jahre alten Vereinsfahne hatte die Zeit tiefe Spuren hinterlassen. Während die Unterlage und die Stickereien in einem noch guten Zustand waren, zeigte die Seide zwischen den Stickereien erhebliche Schäden. Vielerlei Vorschläge, unter anderem auch der unseres 1. Vorsitzenden, das Fahnentuch in kleinen Stücken an die Vereinsmitglieder zu verkaufen, um damit zur Finanzierung für die Neubeschaffung beizutragen, brachte letztendlich wohl nicht das richtige Ergebnis. Man wollte sich nicht von der alten, so traditionsreichen Fahne trennen, und man kam zu dem Entschluss, die alte Fahne restaurieren zu lassen. Die Weihe der von einer süddeutschen Firma erneuerten Fahne war 1985 und wurde von Pfarrer Hertwig von der Herz-Jesu-Gemeinde vorgenommen. Schirmherr der Veranstaltung war unsere Oberbürgermeisterin Sabine Zech. Sechs befreundete Chöre gaben dieser Weihestunde auf dem Festplatz des Allgemeinen Schützenvereins Hamm-Nordenfeldmark 1925 den würdigen musikalischen Rahmen. Nach der besinnlichen Handlung kamen Freude und Frohsinn nicht zu kurz! Es war ein schöner Tag.

Wie bekannt, sind Sängerinnen und Sänger keine Kinder von Traurigkeit, unser Chor macht da keine Ausnahme. Die alljährlichen Karnevalsveranstaltungen im Vereinslokal waren einer der Höhepunkte des Jahres. Ausflüge, Frühlings- und Herbstfeste wurden jährlich veranstaltet, sehr zur Freude der Chormitglieder. Als Höhepunkt der geselligen Veranstaltungen kann man aber die Teilnahme des Vereins an dem Karnevalszug in der Innenstadt im Jahre 1982 bezeichnen. In zahlreichen Stunden wurde ein Festwagen in der Form eines Schiffes von uns gebaut, der bei dem Umzug großen Anklang bei der närrischen Bevölkerung fand. Eine Fußgruppe, bestehend aus Sängerinnen in originellen Kostümen, begleitete den Wagen und wurde von den an der Straße stehenden Narren mit großer Begeisterung aufgenommen. Es war ein Erlebnis, das gezeigt hat, dass man außer singen auch noch Spaß an der Freud haben kann.

Leider bleibt auch ein Verein, bei dem im Vordergrund der Gesang und Frohsinn stehen, nicht von traurigen Ereignissen verschont. 
So starb 1982 unser damaliger 1. Vorsitzender Bernhard Redicker. Als 1. Schriftführer hat er dem Verein in Folge 25 Jahre gedient, anschließend war er neun Jahre 1. Vorsitzender. Eine Bilanz, wie sie wohl selten ein Sänger aufzuweisen hat. Mit ganzem Herzen hat er sich für die Belange des Vereins eingesetzt, so dass man zu Recht sagen kann, ”er hat sich um den Verein verdient gemacht”! 
Das gleiche kann man von unserem Ehrenchorleiter Adolf Mühlenschulte sagen, der 1987 verstarb. Mit einmaligem Idealismus hat er den Chor auf dem musikalischen Sektor 30 Jahre geleitet. Sein Leben war Musik, kein Opfer war ihm dafür zu groß. Er war bei uns nicht nur ein Chorleiter, der wöchentlich seine Gesangsstunden abhält, er war unser Freund, er war einer von uns. Neben unserem Chor leitete er auch noch mehrere Kirchenchöre und war Organist in der Gemeinde Maria Königin. Für seine Verdienste wurde er mit dem Wappenteller der Stadt Hamm ausgezeichnet. Vom Verein wurde er nach Beendigung seiner aktiven Tätigkeit zum Ehrenchorleiter ernannt. 
Nicht zu vergessen ist, dass Adolf Mühlenschulte das Doppelquartett unseres Vereins im Jahr 1963 ins Leben gerufen hat. Schon nach kurzer Zeit war diese, aus dem Chor zusammengestellte Gesangsgruppe, weit über die Hammer Stadtgrenze hinaus, bekannt. Auch unter unserem jetzigen Chorleiter ist das Doppelquartett in den alljährlichen Konzerten regelmäßig mit einigen Darbietungen vertreten, sehr zur Freude der Zuhörer! 
Dass unser Verein wieder einmal eine glückliche Hand bei der Auswahl des Chorleiters hatte, zeigte sich, als Herr Tegethoff nach dem Ausscheiden des Herrn Kaiser, der nach 2jähriger Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, erklärte, den Chor zu übernehmen. Dieser junge, durch sein umfangreiches Musikstudium hochqualifizierte, dynamische Chorleiter hat in den fast zehn Jahren seiner Tätigkeit für unseren Chor erhebliches geleistet. Seine offene Art hat dazu geführt, dass er auch als Mensch voll zu uns gehört.

Besonders erfreulich ist, dass seit Beginn seiner Tätigkeit mehrere junge Sängerinnen und Sänger in unseren Chor eintraten und bei uns von der allgemeinen Sorge der Überalterung keine Rede sein kann!